Marktmonitor Immobilien 2021

Vorwort

Stephan Kippes

Den Marktmonitor Immobilien gibt es jetzt bereits seit 2009 – , ja man kann sagen, er ist in dieser Zeit schon eine gewisse Institution geworden. Jährlich werden hier im engen Schulterschluss mit immowelt die zentralen immobilienwirtschaftlichen Trendthemen empirisch untersucht, wobei die Themen von Jahr zu Jahr wechseln, teilweise auch besonders wichtige Themen in gewissem zeitlichen Abstand erneut in den Fokus der Studie gestellt werden. Diese Mischung macht letztendlich auch den Reiz des Marktmonitor Immobilien aus.

Das Themenspektrum reicht hier etwa von Energiethemen, Problemimmobilien, bis hin zu Themen aus dem Immobilienmarketing, wie etwa Farming, Nachkaufmarketing oder den Social  Media Bereich. Im Jahr 2020 stand der Marktmonitor Immobilien unter einem einzigen großen Thema: der geplanten Neuregelung der Maklerprovision, vielfach auch als Bestellerprinzip tituliert. Der Gedanke war hier, abzugreifen und erfahrbar zu machen, wie die neuen gesetzlichen Vorgaben auf das für die Branche logischerweise lebenswichtige Thema der Provisionierung ihrer Tätigkeit einwirken und insbesondere auch, wie sich die Immobilienunternehmen im Vorfeld der Einführung des neuen Regelwerks aufstellen wollen. Hierbei gab es wieder wichtige Erkenntnisse.

Da dieses Thema wie erwähnt am Lebensnerv der Branche ansetzt und die Branche gleichzeitig jetzt schon einige Monate Erfahrungen mit diesem Thema sammeln konnte, wird es wieder aufgegriffen und in den Mittelpunkt des neuen Marktmonitor Immobilien 2021 gestellt. Der Grundgedanke lautet: Was hat die Branche erwartet und wie ist es letztendlich gekommen? Insofern haben wir die Daten aus dem Jahr 2020 mit den Ergebnissen der neuen empirischen Erhebung kontrastiert, um noch aufschlussreichere Ergebnisse zu generieren.

Im zweiten Teil des neuen Marktmonitor Immobilien 2021 werden dann spannende Marketingthemen, die in der Vergangenheit im Zentrum der Studien lagen, wieder aufgegriffen. Ein spezieller  Fokus lag darauf, aus der Kombination der vergangenen Jahre mit brandaktuellen Daten neue Erkenntnisse zu generieren. Insofern werden hier die Themen Social Media, Bewertungsportale und nicht zuletzt das Thema Nachkaufmarketing erneut umfassend untersucht.

Wir glauben, der Marktmonitor Immobilien 2021 enthält wieder in vielfältiger Weise spannende Ergebnisse und insofern wünschen wir Ihnen eine angenehme und kenntnisreiche Lektüre, verbunden mit der Bitte sich gerne auch mit Anregungen, Kritik, Wünschen – selbst Lob ist nicht verboten – an uns zu wenden. Oder anders ausgedrückt, wir freuen uns auf Ihr Feedback, nicht zuletzt zur Frage, welche Themenfelder wir im Marktmonitor Immobilien 2022 untersuchen sollten.

Wir wünschen Ihnen beruflich und privat alles erdenklich Gute in diesen bewegten Zeiten,

Ihr Prof. Stephan Kippes

Verteilung der Maklerprovision

Seit das Gesetz über die Verteilung der Maklerkosten bei der Vermittlung von Kaufverträgen über Wohnungen und Einfamilienhäuser am 23. Dezember 2020 in Kraft getreten ist, sind bereits mehr als sechs Monate vergangen. Dieses mittlerweile nicht mehr ganz neue Gesetz schreibt vor, dass beim Verkauf von Wohnimmobilien das Vermittlungshonorar des Maklers vom Auftraggeber nur noch maximal zu 50 Prozent an die andere Vertragspartei weitergegeben werden kann. Wer die Dienste eines Immobilienmaklers in Anspruch nimmt, in den meisten Fällen ist dies der Verkäufer, zahlt also mindestens die Hälfte der Gebühren. Damit gibt es seit Ende vergangenen Jahres zum ersten Mal eine bundesweit verbindliche Regelung zur Aufteilung der Maklercourtage.

Das Ziel des Gesetzes war eine Entlastung von Immobilienkäufern durch die Senkung der Kaufnebenkosten, die in den meisten Bundesländern durch eine deutliche Erhöhung des Immobilienpreisniveaus (das letztendlich die Basis für die dann im Nachgang prozentual errechneten Kaufnebenkosten bildet) und speziell eine massive Erhöhung der Grunderwerbssteuer stark angestiegen sind, und zumeist aus dem Eigenkapital geleistet werden müssen.

Aus der Praxis berichten die befragten Makler vor allem, dass sich der Arbeitsaufwand durch die neue Gesetzeslage erhöht hat und das Wettbewerbsumfeld härter geworden ist. Da im Jahr 2020 mehr als zwei Drittel der damals befragten Immobilienprofis angegeben hatten, die Provision entweder vollständig oder hauptsächlich an den Käufer zu verrechnen, mussten in der Folge auch viele Makler ihre Provisionsvereinbarungen anpassen. Von allen angerissenen Effekten sind laut der diesjährigen Ergebnisse kleinere Unternehmen stärker betroffen als größere. Dennoch bewerten weniger Immobilienprofis die zur Realität gewordene neue Gesetzeslage als nachteilig für ihr Unternehmen ein als es die Erwartungshaltung im letztjährigen MMI hatte vermuten lassen.

Die Zielerreichung des Gesetzes bewerten die Makler hingegen größtenteils als nicht erfolgreich ein, eine Entlastung der Käufer habe nicht stattgefunden. Aus Sicht der befragten Immobilienprofis wäre die Wirkung einer Grunderwerbsteuer-Reform deutlich größer gewesen.

Bericht Teil 1 herunterladen

Social Media, Nachkaufmarketing und Bewertungssyteme

Der steigende Wettbewerbsdruck macht es nötig,  dass Makler neue Wege finden, um für ihre Dienstleistung zu werben. Besonders für die erfolgreiche Objektakquise ist es unerlässlich, sich als Makler prominent zu präsentieren. Trotz der Allgegenwart von Sozialen Medien nutzt derzeit nur gut jeder 2. Makler diese Plattformen zu beruflichen Zwecken. Werden Soziale Netzwerke zur Vermarktung genutzt, geschieht dies am häufigsten via Facebook und Instagram.

Die meisten Immobilienprofis versuchen indes eher, einen festen Kundenstamm aufzubauen und mit diesem engen Kontakt zu pflegen – auch über den erfolgreichen Geschäftsabschluss hinaus. Die  Mehrheit der befragten Makler legt das Augenmerk beim Aufbau einer Kundenkartei auf Käufer und Verkäufer von Immobilien. Die neue Provisionsteilung hat indes die Relevanz des Nachkaufmarketings nicht erhöht: Knapp drei Viertel der Befragten haben ihre Bemühungen diesbezüglich im vergangenen Jahr nicht intensiviert.

Online-Bewertungen auf speziell dafür gedachten Plattformen oder Immobilienportalen werden von Maklern als wichtiges Werkzeug betrachtet, um für die eigene Dienstleistung zu werben. Allerdings vertrauen die meisten Immobilienprofis darauf, dass gute Arbeit automatisch eine gute Beurteilung nach sich zieht. Obwohl Online-Ratings ein hoher Stellenwert beigemessen wird, werben nur die wenigsten Makler bei ihren Kunden um eine gute Note.

Bericht Teil 2 herunterladen

Infos zur Studie

Der Marktmonitor Immobilen 2021 ist eine regelmäßige Studie von immowelt, die in Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Stephan Kippes von der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt in Nürtingen-Geislingen erstellt wurde. Insgesamt waren mehr als 13.000 zufällig ausgewählte gewerbliche Immobilienanbieter aus der Kundendatenbank der immowelt eingeladen, an der Online-Befragung teilzunehmen. Diese fand zwischen dem 2.7. und 12.7.2020 statt. Nach Bereinigung betrug der Rücklauf insgesamt 434 Fragebögen.